Nesselsucht: Anzeichen, Ursachen und Therapie

Plötzlich juckt deine Haut, bildet Quaddeln und ist gerötet? Dann könnte es sich um Nesselsucht handeln. Diese tritt häufig spontan auf und kann verschiedene Ursachen haben. Hält sie länger an, kann sie dein Wohlbefinden und deinen Alltag beeinflussen. Daher ist es wichtig, Anzeichen und Auslöser einer Nesselsucht zu erkennen.

Was ist Nesselsucht? 

Bei der Nesselsucht (medizinische Bezeichnung: Urtikaria) handelt es sich um eines der am häufigsten vorkommenden Hautanliegen. Sie kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auftreten. Typische Anzeichen einer Nesselsucht sind gerötete Haut und stark juckende Quaddeln. Es kann aber auch zu Schwellungen der Haut oder der Schleimhäute (Angioödem) kommen. Eine Nesselsucht verläuft akut oder chronisch und hat verschiedene Auslöser.

 

Was sind die Anzeichen von Nesselsucht?

Rötung und Quaddeln

Bei einer Nesselsucht kommt es zur Bildung von oberflächlichen Erhebungen auf der Haut, die häufig von einer Rötung begleitet werden: sogenannten Quaddeln. Diese Quaddeln erscheinen hautfarben oder weißlich und sind wenige Millimeter bis zu ca. zwei Zentimeter groß. Benachbarte Quaddeln können zu flächigen Schwellungen zusammenfließen. Sie sorgen für einen starken Juckreiz, der sich durch Kratzen wenig mildern lässt. Die einzelnen Quaddeln bilden sich normalerweise innerhalb von 24 Stunden zurück, es können aber an anderen Stellen neue auftreten.

 

Angioödeme

In manchen Fällen treten neben oder statt Rötungen und Quaddeln großflächige, unscharf begrenzte und tiefere Schwellungen der Haut oder von Schleimhäuten auf, sogenannte Angioödeme. Diese können ein unangenehmes Spannungsgefühl erzeugen, gelegentlich auch ein Brennen oder Jucken. Wenn Angioödeme an den Augenlidern oder den Lippen auftreten, können die Schwellungen stärkere Ausmaße annehmen, da das Unterhautgewebe dort sehr weich ist. Wenn die Schleimhäute von Zunge, Rachen oder Kehlkopf betroffen sind, kann es sogar zu Atemproblemen kommen. In diesem Fall sollte unverzüglich ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden.

 

Wo tritt Nesselsucht auf?

In welchem Bereich des Körpers Nesselsucht auftritt, kann sehr unterschiedlich sein. Häufig bildet sie sich im Gesicht, an den Händen, am Hals oder den Armen. Aber auch die Füße oder Stellen, an denen Kleidung scheuert, können betroffen sein. Eine ausgeprägte Nesselsucht kann sogar den ganzen Körper betreffen – dann handelt es sich um eine generalisierte Urtikaria.

 

Welche Formen von Nesselsucht gibt es?

Bei etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung kommt es mindestens ein Mal in ihrem Leben zu einer Nesselsucht. Dabei kann man drei übergeordnete Formen unterscheiden:

 

Akute Spontane Nesselsucht

In den meisten Fällen (über 80 Prozent) bilden sich plötzlich Rötungen, Quaddeln und/oder Angioödeme, die unregelmäßig über die ganze Haut verteilt sind und innerhalb von sechs Wochen abheilen. Hier spricht man von einer akuten spontanen Urtikaria. Sie ist mit Abstand die häufigste Form der Nesselsucht.

 

Chronische Spontane Nesselsucht

Wenn die Nesselsucht länger als sechs Wochen andauert, handelt es sich um eine chronische Form von Urtikaria. Diese tritt selten, aber wenn dann gehäuft bei Menschen im mittleren Alter auf, Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Bei dieser Art von Nesselsucht können die Anzeichen entweder permanent bestehen oder in Schüben immer wieder neu auftreten. Tauchen die Anzeichen der Nesselsucht spontan auf, wird diese Form als chronische spontane Urtikaria bezeichnet. 1

 

Chronische Induzierbare Nesselsucht

Bei der induzierbaren Nesselsucht dagegen werden die Anzeichen durch physikalische Reize ausgelöst, die man identifizieren kann, da die Nesselsucht durch diese Reize auftreten kann. Dazu gehören Hitze, Kälte, UV-Strahlung, Druck oder körperliche Anstrengung.

Eine chronische Nesselsucht dauert mehr als sechs Wochen und kann auch mehrere Jahre anhalten.

 

Ist Nesselsucht ansteckend?

Wenn du dich beim Anblick der auffällig geröteten Hautstellen fragst, ob Nesselsucht ansteckend ist, können wir dich beruhigen: Eine Ansteckung bei Nesselsucht ist nicht möglich und für andere Personen ungefährlich.

 

Was sind die Ursachen für Nesselsucht?

Die Ursachen für eine Nesselsucht sind vielfältig und häufig nicht leicht zu bestimmen. 2

In unserer Haut befinden sich bestimmte Immunzellen, sogenannte Mastzellen. Der typische Ausschlag oder eine Schwellung bei einer Nesselsucht entsteht dadurch, dass diese Mastzellen gereizt werden und entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten, vor allem das Gewebshormon Histamin.

 

Mögliche Ursachen für eine Nesselsucht

  • Allergien
  • Akute Virusinfektionen
  • Chronische oder wiederkehrende bakterielle Infektionen
  • Infektionen mit Helicobacter pylori im Magen
  • Intoleranzen
  • Autoimmunreaktionen
  • Physikalische Reize
  • Körperliche Anstrengung
  • Kontakt mit Wasser
  • Erhöhung der Körpertemperatur

In vielen Fällen lässt sich bei einer Nesselsucht auch keine bestimmte Ursache erkennen. Man spricht dann von einer idiopathischen Urtikaria.

 

Was hilft bei Nesselsucht?

Eine Therapie gegen Nesselsucht setzt sich aus unterschiedlichen Bausteinen zusammen und muss immer an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Die Art der Nesselsucht und die Intensität ihrer Anzeichen spielen dabei eine große Rolle. Ziel ist es immer, diese zu mildern und, wenn möglich, ihre Ursache zu beseitigen. 3

 

Auslöser der Nesselsucht vermeiden oder beseitigen

Wenn im besten Fall der Auslöser für eine Nesselsucht bekannt ist, ist das einfachste Mittel, diesen zu vermeiden oder zu beseitigen. Handelt es sich beispielsweise um eine Allergie oder Intoleranz, gilt es, die auslösenden Stoffe zu umgehen oder auszutauschen (bspw. ein Nahrungsmittel oder ein Medikament, letzteres sollte aber nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen). Liegt ein Infekt vor, als dessen Begleiterscheinung die Nesselsucht auftritt, sollte dieser fachgerecht behandelt werden.

 

Medikamente gegen Nesselsucht

Verschiedene Medikamente können die Anzeichen der Nesselsucht mildern, dazu gehören:

  • Cremes und Salben (kühlen und mildern)
  • Antihistaminika (hemmen die Wirkung von Histamin, das die Anzeichen der Nesselsucht hervorruft)
  • Glukokortikoide bzw. „Kortison“ (wenn die Wirkung von Antihistaminika nicht ausreicht)
  • Immunsuppressiva

Diagnose einer Nesselsucht

Falls du Anzeichen einer Nesselsucht wie Rötung, Quaddeln, Juckreiz oder Schwellung bei dir feststellst, ist es grundsätzlich empfehlenswert, einen ärztlichen Rat einzuholen. So kann schnell bestätigt werden, ob es sich tatsächlich um eine Nesselsucht handelt, und welche Ursache sie bei dir haben kann. Du kannst dich unkompliziert auch online an einen Hautarzt oder eine Hautärztin wenden. Online Doctor steht dir jederzeit für eine fundierte und schnelle Beratung zur Seite.* Innerhalb von maximal 48 Stunden erhältst du eine fachärztliche Ersteinschätzung deines Hautanliegens. Durch die genaue Diagnose sowie eine auf deinen Hautzustand abgestimmte Behandlungsempfehlung können die Symptome nachhaltig gemildert werden.

* kostenlos für Versicherte von mehr als 40 gesetzlichen Krankenkassen (u.a. Techniker Krankenkasse, KKH, HEK und viele Betriebskrankenkassen) sowie für Privatversicherte.

 

 


1 Saini SS, Kaplan AP. Chronic Spontaneous Urticaria: The Devil's Itch. J Allergy Clin Immunol Pract. 2018;6(4):1097-1106. doi:10.1016/j.jaip.2018.04.013. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6061968/

2 Nettis E, Foti C, Ambrifi M, et al. Urticaria: recommendations from the Italian Society of Allergology, Asthma and Clinical Immunology and the Italian Society of Allergological, Occupational and Environmental Dermatology. Clin Mol Allergy. 2020;18:8. Published 2020 May 6. doi:10.1186/s12948-020-00123-8. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7201804/

3 Criado PR, Maruta CW, Alchorne AOA, et al. Consensus on the diagnostic and therapeutic management of chronic spontaneous urticaria in adults - Brazilian Society of Dermatology. An Bras Dermatol. 2019;94(2 Suppl 1):56-66. doi:10.1590/abd1806-4841.2019940209. URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6544033/